Das im Neuen Testament festgeschriebene Sakrament der Taufe knüpft in gewisser Weise an jüdische Reinigungsriten an. Ein wesentlicher Unterschied zu solchen alttestamentarischen Riten besteht darin, dass Christen nur ein einziges Mal in ihrem Leben getauft werden und der Taufakt die Eingliederung des Täuflings in die christliche Gemeinschaft zur Folge hat. Taufverständnis und Taufdurchführung sind in den weltweit hunderten, wenn nicht sogar tausenden christlichen Glaubensrichtungen häufig unterschiedlich.
Allein schon wegen der Stellung der römisch-katholischen Kirche als größte christliche Glaubensgemeinschaft (etwa 950 Millionen Gläubige) kommt deren Taufpraxis besondere Bedeutung zu. Jährlich werden in Deutschland in der katholischen Kirche mehr als 150.000 Kinder getauft. Neben der Kindstaufe gibt es auch die vergleichsweise selten praktisierte Taufe von Menschen im Alter von über 14 Jahren (Erwachsenentaufe, etwa 5000 pro Jahr in Deutschland). In der Regel findet eine katholische Taufe im Rahmen eines Gottesdienstes in einer Kirche statt. Aber es sind auch andere Örtlichkeiten für eine gültige Taufe statthaft (z. B bei der Haus- oder Krankenhaustaufe). Eine katholische Feier der Kindertaufe in der Kirche im Rahmen der Heiligen Messe oder einer gesonderte Liturgie beginnt mit der Frage an die Eltern nach ihrer Bitte an die Kirche. Antwort: „Die Taufe.“ Eltern und Paten bestätigen in Folge, dass sie bereit sind, das Kind im christlichen Glauben aufwachsen zu lassen. Die Paten müssen übrigens nicht zwingend katholischen Glaubens sein, auch Christen anderer Konfessionen können unter Umständen akzeptiert werden. Der Täufling wird im weiteren Verlauf symbolisch durch den Geistlichen (Priester oder Diakon) mit dem Kreuz gezeichnet. Es folgen Lesungen aus der Bibel, die üblicherweise in Verbindung mit dem Wunder der Taufe stehen. In vielen katholischen Gemeinden hat sich in der letzten Zeit an dieser Stelle der eigentlich nicht in der Tradition einer althergebrachten katholischen Tauffeier stehende Brauch der Frage nach dem Taufspruch eingebürgert. Nachdem die Heiligen angerufen worden sind, wird dem Bösen abgesagt (Taufexorzismus) und Fürbitte gehalten.
Voraussetzung für die Taufe Katholisch?
Voraussetzung für die eigentliche Taufhandlung ist, dass der Täufling seinen christlichen Glauben bekennt. Da die mit Abstand meisten der Täuflinge Säuglinge sind, wird dieses Glaubensbekenntnis von den Eltern und Paten stellvertretend für den kleinen Täufling abgegeben. Danach wird der über dem Taufbecken gehaltene Täufling dreimal vorsichtig im Kopfbereich mit den geheiligten Wasser des Taufbeckens begossen. Der Geistliche spricht die Formel: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Der mit einem weißen Taufkleid angezogene Frischgetaufte wird mit Chrisamöl gesalbt und die Taufkerze an der neben dem Taufbecken brennenden Osterkerze angezündet. Zum Abschluss der Feier berührt der Geistliche Mund und Ohren des Täuflings (Effata-Ritus). Nach Vaterunser, einem letztem Lied und Segen ist die Tauffeier beendet.
Als Aufnahme-Sakrament nimmt die Taufe in der katholischen Kirche, wie auch in den meisten anderen christlichen Konfessionen, einen zentralen, wenn nicht sogar den bedeutendsten Platz in der religiösen Biografie eines Gläubigen ein. Daher verwundert es nicht, dass das Fest der Taufe von besonderer Feierlichkeit bestimmt ist. Aber Taufe ist nicht zuletzt ein Fest der Freude und deshalb zeichnet sich die katholische Tauffeier durch eine ganz eigentümliche Mischung von religiösem Ritus und menschenzugewandter Heiterkeit aus.