„Ich glaube…“ – Von der Kindertaufe zur Erwachsenentaufe
Noch vor ein paar Jahren war die Taufe im Babyalter weit verbreitet und üblich. In der heutigen Zeit findet die Taufe manchmal auch wieder im Volksschulalter statt. Das ist dem Zeitgeist geschuldet, wonach viele Eltern ihr Kind erstmal nicht taufen lassen, damit es sich später frei entscheiden kann. Meist fällt die Entscheidung für die Taufe dann kurz vor der Erstkommunion.
Eher vereinzelt wird die Erwachsenentaufe gefeiert.
Die Taufe ist ein christliches Ritual
Der Täufling wird in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen. Deshalb ist es wunderschön , wenn ein Mensch selbständig „Ja“ sagt zu seinem Glauben. Vorangehen muss einer solchen Taufe aber eine gute Vorbereitung des Täuflings und der Eltern und Paten. Denn wenn das Kind bereits selbst „Ich glaube“ antworten kann, dann sollte es auch wirklich wissen, woran es eigentlich glaubt. Ältere Täuflinge können natürlich auch schon sehr viel selber mitgestalten oder dekorieren. Bei der Taufe des Säuglings entscheiden Eltern und Paten über die Gestaltung der Feier – und der Taufkerze.
Lumen Christi – Was Osternacht und Taufe gemeinsam haben
Für Katholiken hat die Taufkerze eine besondere Bedeutung. Sie wird meist vom Vater des Täuflings im Laufe der Zeremonie an der Osterkerze entzündet und steht für Christus, das Licht. So ist die Taufe eng mit der Osternachtfeier verbunden: Wenn in der Nacht auf Ostersonntag die neue Osterkerze am Osterfeuer entzündet wurde, folgt beim Einzug in die dunkle Kirche der dreimalige Ruf „Lumen Christi“.
Die Wahl der Taufkerze ist daher ein wichtiger Teil der Vorbereitung. Meist übernimmt diese Aufgabe der Taufpate oder die Taufpatin.
Symbole des christlichen Glaubens
Die Taufe ist ein christliches Ritual: Der Täufling wird in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen. Manchen Familien ist die Symbolik der Handlung sehr wichtig. Sie entscheiden sich daher für Motive, die dem christlichen Fest entsprechen.
Kreuz und Taube
Gerne wird auf einer Taufkerze ein Kreuz mit einer Taube dargestellt. Das Kreuz als Symbol für Jesu Tod und Auferstehung, sowie der Heilige Geist in Gestalt der Taube sollen den Täufling ein Leben lang begleiten.
Die Taube erinnert auch an die Taufe Jesu. Als dieser mit schon fast 30 Jahren im Jordan von Johannes dem Täufer getauft wurde, öffnete sich der Himmel, eine Taube kam herab und Gottes Stimme ertönte: „Du bist mein geliebter Sohn.“ Das Sakrament der Taufe sagt auch heute noch jedem Täufling die Liebe Gottes zu.
Fische und Wasser
Auch die Fische sind ein altes christliches Symbol. Als Merkmal zeichneten die Urchristen mit der Fußspitze einen Halbkreis in den Sand. Ergänzte das Gegenüber den Halbkreis durch einen zweiten Halbkreis zu einem Fisch, so hatte er sich als Christ zu erkennen gegeben.
Das Wasser als reinigendes Element hat ebenfalls eine starke Verbindung zur Taufe. In der Taufe wird der Täufling rein von aller Schuld, er beginnt ein neues Leben in der Liebe Gottes.
Lebensbaum und Regenbogen
Von besonders viel Kraft spricht der Lebensbaum. Er ist tatsächlich ein immergrüner Baum, der ständig weiterwächst und voller Kraft ist. Er ist ein starkes Symbol für eine gute Entwicklung. Dieses Wachsen und Reifen sollte natürlich im Hinblick auf die Taufe auch als eine Hinwendung zu Gott gelebt werden. Dazu braucht der Täufling den Beistand der Eltern und Paten.
Der Regenbogen wird mittlerweile oft als Symbol für andere Gesinnungsrichtungen verwendet. Schon viel länger aber ist er das Symbol für die Verbindung von Himmel und Erde. Als Noah auf seiner Arche endlich Land erblickte, malte Gott einen Regenbogen in den Himmel. Er ist ein Symbol für einen Neubeginn, für die Verbindung zwischen Gott und den Menschen.
Andere Motive
Manche Familien gestalten die Taufkerze lieber ganz individuell. Das Kreuz wird auch gerne ergänzt durch einen Anker und ein Herz: Glaube, Hoffnung und Liebe. Auch ein Segelschiff hat noch einen christlichen Bezug. Mit Jesus in einem Boot zu sein, so könnte man es interpretieren. Aber selbst Taufkerzen mit einer Rakete oder einer Eule darauf gibt es. Hier lässt sich allerdings der Bezug zu diesem religiösen Fest nur mehr mit viel Fantasie herstellen.
Wertvolle Ergänzungen
Zwar gibt es Taufkerzen “ von der Stange“, doch ist es ein schöner Brauch, auf der Kerze den Namen des Täuflings und das Taufdatum zu verewigen. Das kann im Rahmen der individuellen Kerzenherstellung eingeplant werden oder hinterher mit einem goldenen Wachsstift auf die Kerze geschrieben werden.
Gekauft oder selbst gemacht?
Das ist eine Frage, die wohl viele Familien vor der Taufe beschäftigt. Bei einer professionell hergestellten Taufkerze sollte es keine Panne geben. Wenn man im Kerzenverzieren nicht sehr geübt ist, kann es bei der selbst gemachten Variante zu unliebsamen Überraschungen kommen. Man muss die Motive aber nicht selbst mit dem Messer aus den Wachsplatten schneiden. Es gibt eine große Auswahl an ausgestanzten Motiven, die nur noch nach Belieben auf der Kerze angebracht werden müssen.
Ein wichtiger Faktor für das Kerzenverzieren – sowohl für Profis als auch für Laien – ist die Zeit. Kaum jemand kann auf Knopfdruck kreativ sein. Wichtig ist auch eine ruhige Hand. Man sollte also am besten ein paar Monate vor dem Tauftermin mit der Gestaltung der Taufkerze beginnen oder sie in Auftrag geben.
Dünn oder dick, gerade oder oval,…?
Lange Zeit waren die klassischen langen dünnen Taufkerzen üblich. Die schlanke Kerze mit etwa 4cm Durchmesser lässt sich später auch vom Erstkommunionskind gut mit einer Hand halten. Allerdings bietet sie nur begrenzt Platz für die Gestaltung. Wer ein größeres oder mehrere kleinere Motive auf der Taufkerze unterbringen möchte, greift meist zu einer dickeren Kerze.
Auch ovale Kerzen werden manchmal verwendet. Darauf findet sogar ein Taufspruch Platz. Kerzen größeren Durchmessers haben auch eine längere Brenndauer. Ein Nachteil ist aber, dass später das Erstkommunionskind die Kerze mit beiden Händen umfassen muss.
Katholisch versus Evangelisch
In der katholischen Kirche hat die Taufkerze also eine zentrale Funktion. Zwar ist sie in der Evangelischen Kirche nicht zwingend für die Zeremonie nötig, sie taucht aber auch hier immer wieder mal auf.
In der evangelischen Kirche wird das Thema Taufkerze nämlich sehr unterschiedlich behandelt. In manchen Pfarren gibt es sie, in manchen nicht, mal wird sie von Eltern oder Paten, und mal von der Kirchengemeinde gespendet.
In manchen Kirchengemeinden gibt es in jedem Quartal eine Tauferinnerungsfeier, zu der die Kinder ihre Taufkerze mitbringen.
Die Verwandlung zur Sakramentenkerze
Die christlichen Symbole werden gerne auch als Motto für die Erstkommunion verwendet. Im Rahmen des Taufversprechens werden die Kinder dann bereits selbst auf die Frage „Glaubst du…“ antworten. Bei der Taufe des Kleinkindes tun das noch die Eltern und Paten stellvertretend. Während dieses Taufversprechens halten die Erstkommunionskinder ihre brennende Taufkerze in den Händen.
Die Taufkerze kann zu besonderen Gelegenheiten wie Geburtstagen, Ostern oder Weihnachten für eine kurze Zeit entzündet werden. Manche entzünden sie auch am Jahrestag der Taufe. Zur Firmung wird sie in manchen Gemeinden mitgenommen, mancherorts auch wieder nicht. Dieser Brauch scheint vom Ortspfarrer oder dem Firmspender abhängig zu sein. Auch bei der Hochzeit entzünden manche Paare ihre Taufkerzen – und eine neue Hochzeitskerze.
In manchen Gegenden wird die Taufkerze am Totenbett bei der Krankensalbung das letzte Mal entzündet und letztlich hier abgebrannt: Als tröstlicher Blick auf Christus, das Licht der irdischen und der himmlischen Welt.
So ist die Taufkerze ein wichtiger Begleiter von der Wiege bis zum Ende des Lebens. Ihre Gestaltung passend zu wählen ist eine schwierige und individuelle Aufgabe, die man sich nicht für die letzte Sekunde aufheben sollte!